Kauen statt Nuckeln!
Immer häufiger wird der Ensatz von sogenannten Fruchtsaugern für Säuglinge und Kleinkinder diskutiert - und stellenweise auch empfohlen. Bei Fruchtsaugern handelt es sich um in der Regel an Beißringe oder einem ergonomischen Griff angebrachte Behältnisse aus Netz oder mit LLöchern versehenem Kunststoff (meist Silikon). Letzteres ähnelt einem überdimensionierten Schnuller. Die Sauger können mit Frucht,- aber auch mit Gemüsestücken befüllt werden, wahlweise roh oder leich angedünstet. Babys können den Saft der Lebensmittel herausnuckeln, ohne direkt damit in Kontakt zu kommen.
Was spricht für den Einsatz dieser Sauger?
Folgende Argumente werden angeführt, die den Einsatz dieser Sauger befürworten:
- Kinder werden an die Geschmacksmuster von Obst und Gemüse herangeführt, ohne dass ein Verschluckungsrisiko besteht.
- Die Sauger sind praktisch für unterwegs, weil die Hände der Kinder sauber bleiben und die Sauger (in der Regel) auch verschlossen werden können.
- Gerade für Kinder, die mit am Essenstisch sitzen und auch mitessen wollen, aber aufgrund fehlender Zähne noch nicht richtig kauen können, werden Fruchtsauger als eine Möglichkeit gesehen, die Kinder an der Mahlzeit teilhaben zu lassen.
- Gleichzeitig wird angeführt, dass die Eltern so eine gute Chance gewinnen, die Mahlzeit in Ruhe einzunehmen.
- Wenn das Kind erste Zähne bekommt, kann der Fruchtsauger gefüllt mit gekühltem Gemüse oder Obst als angenehm und schmerzlindernd empfunden werden.
- Der Sauger kann die Umstellung von Milch zu fester Nahrung beziehungsweise Beikost erleichtern.
Welche Probleme kann der Einsatz dieser Sauger bringen?
- Dauerhaftes Nuckeln - ob an einem Fruchtsauger, einem Quetschie oder an einer Trinkflasche - fördert durch den Gehalt an Zucker die Entstehung von kariogener Plaque, die bei jedem Zuckerimpuls den Zahnschmelz angreift.
- Je häufiger und mehr Zucker in den Kindermund kommt, desto höher ist das Kariesrisiko.
- Während Dauernuckeln das Kariesrisiko erhöht, wird der in rohem Gemüse oder frischem Obst gebundene Zucker durch das Kauen und die dadurch angeregte Speichelproduktion kompensiert.
- Ein zusätzliches Risiko besteht darin, dass die Milchzähne grundsätzlich einen weicheren und viel dünneren Zahnschmelz aufweisen und es damit durch Dauernuckeln zu Schädigungen und Verformungen kommen kann.
- Mit der Umstellung auf Beikost soll das funktionelle Schlucken entwickelt werden, das Voraussetzung für eine optimale Zungenlage, das Senken des Kariesrisikos, das Oberkieferwachstum, die Entwicklung von Lippen- und Kaumuskulatur sowie eine gute Nasenatmung ist.
- Wird mehr genuckelt und gesaugt als gekaut, kann das die Ausbildung der Mund-Muskulatur und der Folge die Sprech- und Sprachentwicklung beeinträchtigen.
- Kleinkinder sollten sich möglichst früh daran gewöhnen, ihre Nahrung nicht einfach nur zu schlucken, sondern sie vorher ordentlich zu kauen.
- Kommen Babys nur durch Fruchtsauger mit Gemüse und Obst in Kontakt, fehlen wichtige sensomotorische Erfahren. Das Riechen, Anfassen, Zerdrücken der Lebensmittel mit den Händen hilft dem Kind, die Umwelt zu "beGREIFen".
Aus zahnmedizinischer Sicht, aber auch im Hinblick auf die frühkindliche Entwicklung kann der Einsatz von Fruchtsaugern nicht empfohlen werden.
auszugsweise aus zm 114 Nr. 21, 01.11.2024, (1798), Sabine M. Reichhold, Andrea Thumeyer: Kauen statt Nuckeln!